Das soziale Netz für Geflüchtete wird nun immer feiner gewoben

Die Solidarität mit den aus der Ukraine geflüchteten Menschen ist gross in Wallisellen.
Angelika Nido,
Nach der ersten Welle der Hilfsbereitschaft schaffen die drei Walliseller Kirchen nun in Koordination mit den Behörden nachhaltige Angebote wie Deutschkurse, ein Begegnungs-Kafi, eine Lebensmittelabgabestelle und sogar ein Sportprogramm. Diese ermöglichen den Geflüchteten den Austausch, bringen Struktur in den Tagesablauf und damit ein Stück Normalität.

Austausch am runden Tisch
Als sich nach der russischen Invasion abzeichnete, dass von den vielen flüchtenden Menschen auch bald welche in der Schweiz und nach Wallisellen kommen werden, traf sich eine Spurgruppe der drei Walliseller Kirchen zu einem ersten Austausch. „Die kirchlichen Kompetenzen liegen in ihren grossen Netzwerken, einer Vielzahl von engagierten Freiwilligen, Erfahrung mit dem Angebot von Deutschkursen sowie der Schaffung von Begegnungsräumen“ erklärt Peter Hauser von der FEG, der selber fünf Personen aus der Ukraine bei sich zu Hause aufgenommen hat.
Um Doppelspurigkeiten zu vermeiden und die nächsten Schritte in der Flüchtlingshilfe gemeinsam einzuleiten und zu koordinieren, luden die drei Kirchen die Vertreter der politischen Gemeinde und der Schule an einen „runden Tisch“. Dieser fand am 30. März im reformierten Kirchgemeindehaus statt und wurde von Peter Hauser moderiert. Dabei wurde die angestrebte Vernetzung, Koordination und gegenseitige Unterstützung rasch und pragmatisch initiiert: Die Kirchen, die politische Gemeinde und die Schulgemeinde erklärten, bei der Unterstützung der Schutzsuchenden zusammenzuspannen und sich die anfallenden Aufgaben zu teilen.
Die Webseite der Gemeinde Wallisellen dient dabei als „Informations-Hub“: In der Rubrik „Neuigkeiten“ sind unter dem Titel „Ukraine Hilfe“ alle relevanten Informationen aufgeschaltet, unter anderen hat die Gemeinde ein Merkblatt zu den Themen Arbeit und Wohnungssuche in deutscher und ukrainischer Sprache aufgeschaltet. Aufgelistet sind ausserdem die immer zahlreicher werdenden konkreten Angebote zur Unterstützung der Gastfamilien sowie der schutzsuchenden Menschen in Wallisellen. Die Anlaufstelle für Freiwilligenarbeit der Gemeinde ist zuständig für die Information, Koordination, Vermittlung und Vernetzung des freiwilligen Engagements in Wallisellen. Dort können sich z.B. auch Gastfamilien melden, die eine Übersetzerin oder einen Übersetzer benötigen.

Angebote für Gastfamilien und Geflüchtete
Zurzeit befinden sich rund 130 Menschen aus der Ukraine in Wallisellen, der grösste Teil ist privat bei Gastfamilien untergebracht, notfallmässig wurden ein paar wenige Personen in der Truppenunterkunft an der Föhrlibuckstrasse einquartiert.
Nachdem für diese Menschen Unterkunft und Versorgung gesichert sind, geht es nun darum, ihnen Möglichkeiten zum Austausch zu bieten, Angebote die ihnen Struktur im Alltag verschaffen und ein Stück Normalität in ihren Alltag zurückbringen. So besuchen bereits rund 20 Kinder und Jugendliche in Wallisellen die Schulen, verteilt auf die Schulhäuser Bürgli sowie Alpen und Mösli, wo sie in zwei Spezialklassen unterrichtet werden. Einige kleinere Kinder besuchen ausserdem die Walliseller Kindergärten.

Zur Unterstützung von privaten Gastfamilien, die sich durch die Aufnahme von zumeist fremden Menschen, die zum einen aus einer anderen Kultur stammen und zum anderen Schreckliches erlebt haben, findet auf Initiative der reformierten Kirche einen Treffpunkt für Gastfamilien statt. Dabei stehen Austausch, Vernetzung und Information im Vordergrund. Der nächste Treffpunkt ist am 24. Mai.

Donnerstags von 9 bis 11 Uhr öffnet das „Kafi Hereinspaziert“ seine Pforten im grossen Saal der Pfarrei St. Antonius. Dieser Treffpunkt dient Menschen aus der Ukraine und allen Personen, die sich mit ihnen austauschen möchten, als Ort der Begegnung und der Vernetzung – und eine Tasse guten Kaffee gibt es natürlich auch.
Bereits gestartet ist der Deutschunterricht für Anfänger, den Mitarbeitende der katholischen Pfarrei unter der Leitung von Lucia Reinecke bereits in der Flüchtlingswelle im Jahr 2016 mit grossem Erfolg durchgeführt hatten. Jeden Mittwoch können geflüchtete Menschen, die Deutsch lernen möchten, den kostenlosen Unterricht besuchen.

Ein Gottesdienst mit ukrainischer Übersetzung wird jeden Sonntag um 10 Uhr in der Tituskirche der Freien Evangelischen Gemeinde an der Spitzackerstrasse angeboten. Die FEG stellt nach Absprache mit ihrem Sekretariat auch Räumlichkeiten für individuelle Treffen (inkl. Spielmöglichkeiten für Kinder) zur Verfügung. Der soziale Schreibdienst SpAz bietet jeden Donnerstag von 14 bis 18 Uhr in der Tituskirche Unterstützung bei der Suche nach Arbeit oder im Schriftverkehr. Mit Hilfe des Vereins «Tischlein deck dich» wurde eine Ausgabestelle für Lebensmittel eingerichtet. Eine Karte für die wöchentlichen Bezüge kann von der Sozialabteilung der Gemeinde ausgestellt werden. Und last but not least soll auch die körperliche Betätigung nicht zu kurz kommen: David Heusser leitet jeden Montagabend um 20 Uhr in der Turnhalle des Schulhaus Mösli ein polysportives Training.

Weitere Angebote, wichtige Links und Dokumente finden Sie auf der Seite "Ukraine"

Bereitgestellt: 19.04.2022